Rohstoffe / Geologie
 

Für das geplante Kurzentrum Siebenstern in Weißenstadt, Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge, ist der Bau einer weitläufigen Thermenlandschaft vorgesehen. Aus diesem Grund wurde die Errichtung einer Bohrung in Auftrag gegeben, die Thermalwasser fördern soll.

Begleitet wurden die Bohrungarbeiten von ausführlichen Messkampagnen, welche neben der Charakterisierung der Bohrung auch die Beantwortung regionaler geowissenschaftlicher Fragestellungen erlaubt.

Die Piewak & Partner GmbH wurde von der Kurzentrum Siebenstern GmbH mit der gutachterlichen Begleitung der Tiefbohrung beauftragt. Die Bohrarbeiten führte die H. Anger's Söhne Bohr- und Brunnen­baugesellschaft mbH durch. Bohrbeginn war August 2013.



Bohrturm im Oktober 2013

Ablauf der Bohrarbeiten

Die erste Phase der Bohrung wurde mittels Lufthebe­verfahren bis 327 m Tiefe niedergebracht.

Die sich anschließende zweite Bohrphase erfolgte mit einem Rotary-Bohrverfahren.

Die Endtiefe der Bohrung von 1835 m wurde im Dezember 2013 erreicht.

Genutzter 8 ½ Zoll Rollmeisel
 

Bohrgestänge

Geologie des Untersuchungs­gebietes

Mit der Tiefbohrung wurden vorwiegend Weißenstadt-Marktleuthener-Granite angetroffen, die den Fichtel­gebirgs­graniten (G1-, G3-Typen) zugehörig sind.

Diese Granite zeigen bis maximal zwölf Zentimeter lange Kalifeld­spateinsprenglinge in einer Matrix, die im Wesentlichen aus Plagioklas, Quarz, Dunkelglimmer und wenig Hellglimmer besteht. Zudem sind auch Hornblenden vorhanden.


Zwei Bohrkernabschnitte
aus dem untersten Tiefenbereich.

Oben: Nahezu ungestörter, intakter Granit.
Unten: Stark klüftiger und alterierter Granit)

Durchgeführte Untersuchungen

Zur Beantwortung hydro­chemischer und tektonischer Frage­stellungen kamen eine Vielzahl an Messungen zur Ausführung (geo­physi­kalische Messungen wie z.B. Temperatur- und Salinitätslogs, Gamma-Ray-Sonde und Neutron-Spektral-Gamma-Sonde, akustische Bohr­loch­messungen, außerdem Pumpversuche, Packer­pump­versuche und chemische Unter­suchungen von Wasser­proben).

Bei Pumpversuch abgeleitetes Warmwasser (Dezember 2013)
Teufe Gestein
480 m bis 515 m Verminderte Festigkeit, stark bis sehr stark klüftig, zunehmend fester werdendes Gebirge mit eingeschalteten Kluftbereichen
515 m bis 550 m Vollkommen festes Gebirge, ungeklüftet
550 m bis 565 m Stark klüftiger Bereich mit Störungszone 556 – 564 m
565 m bis 723 m Festes Gebirge, abschnittsweise klüftig bis stark klüftig (z.B. in Teufe 593 – 595 m, 650 – 653 m, 682 – 692 m, 711 – 721 m) einschließlich Störungszone in 713 m bis 714 m Teufe
723 m bis 764 m Gebirge, ungeklüftet
764 m bis 1038 m Überwiegend festes, in Abschnitten jedoch deutlich klüftiges Gebirge (z.B. 835 – 844 m, 900 – 910 m)
1038 m bis 1056 m z.T. stark klüftiges und in Teufe 1051 – 1055 m gestörtes Gebirge
1056 m bis 1373 m Fester, jedoch abschnittsweise signifikant klüftiger Bereich
1373 m bis 1445 m Fester, frischer Granit ohne erkennbare Klüftung
1445 m bis 1449 m Störungszone, klüftig
1449 m bis 1740 m Überwiegend festes, ungestörtes und kaum klüftiges Gebirge
1740 m bis 1786 m Fester, teilweise signifikant klüftiger Abschnitt
1786 m bis Mess­endstufe In Abschnitten deutlich klüftiger Bereich
Zuflussrelevante Klüftung innerhalb der erbohrten Granitabfolge (Quelle: Lux & Scheffel 2013)
 

Ergebnisse der geophysikalischen und hydraulischen Messungen

Die Thermalbohrung Weißenstadt wird über mehrere Zuflusszonen gespeist. Die Klüfte weisen bevorzugt eine NW-SE Orientierung und einen mittleren Einfalls­winkel von 60° auf. Die nachgewiesene hohe hydraulische Durchlässig­keit der Spannungsklüfte in den Zuflusszonen kann als Indiz dafür betrachtet werden, dass diese entweder in einem rezenten Spannungsfeld angelegt oder aktuell von einem gleich orientierten Spannungs­feld reaktiviert wurden.

Der erschlossene Aquifer ist im Bereich der Tiefbohrung artesisch gespannt. Für das angetroffene granitische Gestein ergaben sich vergleichsweise hohe hydraulische Durchlässig­keiten, was sich mit der Klüftig­keit der Zufluss­zonen im sonst kompakten und daher undurch­lässigen Granit begründen lässt.

Das in der Thermalbohrung Weißenstadt geförderte Wasser weist einen geringen Salzgehalt auf. Mit zunehmender Teufe ist eine Änderung des Wassertyps von alkalischen Wässern überwiegend sulfatisch-chloridischen Subtyps hin zu alkalischen Wässern chloridischen Subtyps festzustellen. Es zeigen sich darüberhinaus teufenabhängige Trends in Form einer starken Zunahme des Chlorid- und Natrium­gehaltes bei gleichzeitiger Abnahme des Hydrogen­carbonats. Das Thermalwasser ist stark fluoridhaltig. Diesbezüglich soll die Thermalbohrung als Heilquelle anerkannt werden.

Zusammenfassung

Mit der Thermalbohrung Weißenstadt wurde bis zur Endtiefe von 1835 m Granit durchteuft. Es liegen Hinweise auf einen Wechsel der Granitphase bei 925 m Teufe vor, der sich durch eine generelle Abwesenheit von Hornblende auszeichnet.

Der Zufluss erfolgt entlang diskreter, hydraulisch wirksamer Klüfte und Störungszonen. Ab einer Teufe von etwa 1.000 m nimmt der geo­thermische Gradient kontinuierlich zu. In der Endtiefe wurden Temperaturen über 50°C nachgewiesen.

(Quelle: Bachelorarbeit L. Röckel, Hydrogeothermale Charakterisierung der Bohrung Weißenstadt, 2014)

Ansprechpartner:
Manfred Piewak, Dipl.-Geologe,
Dr.-Ing. Thomas Röckel, Dipl.-Geologe, E-Mail: